Drei Fragen an...

Dr. Klaus Schäfer, Vorstandsmitglied Covestro

Klaus Schäfer

Welche Rolle spielt Kunststoff im Hinblick auf eine ökologisch gestaltete Zukunft?

Welche Rolle spielt der Werkstoff Kunststoff im Hinblick auf eine ökologisch gestaltete Zukunft?

Dr. Klaus Schäfer:  Hochwertige Kunststoffe unterstützen dank ihrer herausragenden Eigenschaften eine nachhaltige Entwicklung und sind für unser modernes Leben unverzichtbar. Sie bieten viele Lösungsansätze, ob beim Klimawandel oder im Kontext einer wachsenden Weltbevölkerung oder Urbanisierung. Was viele nicht wissen: Kunststoffe sparen unter dem Strich 2,6 mal so viele Emissionen ein wie bei ihrer Produktion entstehen. Gleichzeitig verbessern sie die Klimabilanz anderer Sektoren. Dank ihnen sparen Autos oder Gebäude zum Beispiel massiv Energie ein. Viele Schlüsselindustrien nutzen daher Kunststoffkomponenten, um ihre Umweltanforderungen zu erfüllen. Ein weiterer Aspekt: Sie sind ein Transformationstreiber. Windräder können mit hochwertigen Kunststoffen und Beschichtungen etwa mehr Grünstrom erzeugen. So tragen unsere Produkte schon heute zur Energiewende bei. Der nächste und entscheidende Schritt ist, dass wir unsere Produktion vollständig auf eine Kreislaufwirtschaft ausrichten und so zum Ziel einer klimaneutralen Wirtschaft beitragen. 

Kunststoff aus CO2: Wie weit ist Covestro bei diesem Thema?

CO2 als Rohstoff zu verwenden, war lange ein unerfüllter Traum. Dank Durchbrüchen bei der Erforschung des Katalysators und in der Prozesstechnologie haben wir mittlerweile eine ganze Reihe von Anwendungsfeldern erschlossen. Seit 2016 vertreiben wir ein Polyol mit einem CO2-Anteil von bis zu 20 Prozent, von dem wir rund 5.000 Tonnen pro Jahr in einer Anlage in Dormagen produzieren. Das Polyol wird vor allem zur Produktion von Schaumstoffen für Matratzen und Polstermöbel genutzt. Neuere Anwendungen finden sich in Sportböden, Innenräumen von Autos und bei der Herstellung synthetischer Textilfasern. Und wir haben zahlreiche weitere Ideen, wo sich CO2 zukünftig einsetzen lässt, um zunehmend auf fossile Rohstoffe verzichten zu können.

Welche Impulse erwartet ein führendes Unternehmen der Chemie von seinen Technologielieferanten aus dem Maschinen- und Anlagenbau?

Für die Transformation unserer Standorte hin zur Kreislaufwirtschaft brauchen wir starke Partner. Wir werden neue Technologien wie mechanisches Recycling oder biotechnologische Prozesse in unsere bestehenden Anlagen integrieren. Dazu brauchen wir innovative und passgenaue technologische Lösungen und keine Produkte von der Stange. Gleichzeitig ist Schnelligkeit ein wichtiges Kriterium: Integration und Upscaling müssen in kürzester Zeit umgesetzt werden, denn die Innovationszyklen in unserer Industrie werden immer kürzer. Oder anders gesagt: Die chemische Industrie steht vor großen Herausforderungen und braucht Technologielieferanten, die diesen genauso neugierig und mutig entgegenblicken.
 

Herr Schäfer, vielen Dank für das Gespräch!
Das Interview führte Claus Wilk, Chefredakteur der Fachzeitung Produktion